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Channel: Esoterik – Hugo Stamm
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Staatlich geförderter Aberglaube

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In Holland wird die Wahrsagerei künftig gefördert. Symbolbild: Keystone

In Holland wird die Wahrsagerei künftig gefördert. Symbolbild: Keystone

Das Geschäft mit Esoterik und Aberglauben blüht prächtig. Der neue Wirtschaftszweig generiert Hunderte Millionen Franken. Da dieses Geschäftsmodell meist nur wenige Investitionen erfordert, drängen gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten immer mehr Leute in dieses Arbeitsfeld. Mit Räucherstäbchen und einem Set Tarotkarten ist man dabei. Wer mit viel Selbstvertrauen gesegnet ist, muss auch keine aufwendige Ausbildung absolvieren. Ein bisschen Lektüre reicht, und schon hat man das esoterische Vokabular drauf. Besonders erfolgreich dürfte der Typ Autoverkäufer oder Hausierer sein. Wer intuitiv die Sehnsüchte und Ängste der Klienten erkennt und sich auf sein geschliffenes Mundwerk verlassen kann, punktet schnell.

Spirituelle Berater wehren sich gegen solche Pauschalkritik. Als Wahrsager, Kartenleger oder persönlicher Berater brauche es spezielle Eignungen und Neigungen, erklären sie. Wer den Lebenslauf dieser Personen liest, stösst denn auch stets auf ein Stereotyp: Er oder sie habe schon als Kind bei sich übersinnliche Fähigkeiten entdeckt. Zum Beispiel die Aura der Mitmenschen gesehen, Engel wahrgenommen oder kosmische Stimmen gehört. Heute seien sie deshalb fähig, in die Zukunft zu schauen oder Jenseitskontakte herzustellen, also mit Verstorbenen zu kommunizieren.

Es lässt sich natürlich nicht prüfen, wie gross die übersinnlichen Fähigkeiten der Wahrsager tatsächlich sind. Man darf auch die Grundsatzfrage stellen, ob es die übersinnliche Wahrnehmung überhaupt gibt, die Menschen angeblich befähigt, in die Zukunft zu schauen.

Keine Zweifel daran hat das holländische Arbeitsamt. Es zahlt Arbeitslosen die Ausbildung zum «spirituellen Berater». Wir lernen: Es braucht offensichtlich keine spirituellen oder paranormalen Fähigkeiten dazu. «Hellseher ist kein verbotener Beruf», sagte der zuständige Beamte. Ein spiritueller Anbieter schult nun die Arbeitslosen für 1000 Euro in einer Schnellbleiche um. Die Disziplin nennt das Unternehmen «Allgemeines paranormales Training». Dabei lernen die Arbeitslosen unter anderem, Karten zu legen und das Schicksal ihrer Klienten in einer Kristallkugel zu erkennen.

Man könnte es auch Ausbildung zu Scharlatanen nennen. Wer ohne Eignungstest und psychologische Ausbildung suizidgefährdete, schwer kranke und verzweifelte Menschen berät und als «Diagnoseinstrumente» Karten und Kristallkugeln verwendet, spielt Schicksal. Fahrlässige Ratschläge können tödlich sein. Mitverantwortlich ist dann das Arbeitsamt. Der Staat ist es ohnehin. Er erhebt die Wahrsagerei zum seriösen Beruf und fördert ihre Reputation. Das ist staatlich geförderter Aberglaube.

Der Beitrag Staatlich geförderter Aberglaube erschien zuerst auf Hugo Stamm.


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